Gestartet haben wir mit dem Artikel über die Verzweiflung als Fan, dann ist weiter gegangen mit Spitzentitel und weshalb es schwierig ist an ihnen vorbeizukommen, letzte Woche ist es darum gegangen, wie ein Verlag überhaupt sein Programm aufbaut.
Im heutigen Beitrag geht es aber um etwas Anderes. Es geht um die Aufgaben der einzelnen “Stationen“, in der Buchwelt. Ich habe fünf Kategorien rausgesucht, freue mich aber schon auf eure Anmerkungen zum Thema und ob ihr mir zustimmen könnt.
Autor*in
Die Hauptaufgabe als Autor ist es das Buch zu schreiben und gemeinsam mit dem Lektorat den Text zu überarbeiten. Das scheint logisch?
Ich bin aber auch der Meinung, dass der Autor/die Autorin noch mehr tun können. Lesungen veranstalten, Social-Media Marketing und Blogger- und (besonders wichtig!) Leserkontakte pflegen. Besonders bei Jugendbuchautoren ist das etwas sehr wichtiges, denn wir suchen den Kontakt zu Autoren und es ist ein wunderbares Gefühl, wenn der/die Liebnlingsautor*in zurückschreibt.
Verlag
Der Verlag hat die grösste Aufgabe im Entstehungsprozess eines Buches. Er ist verantwortlich für Cover, Lektorat, Marketing- und Pressearbeit sowie der Platzierung des Buches in Buchhandlungen. Grosse Publikumsverlage sollten das auch schaffen. Das Problem ist, dass viele Verlage nicht mehr für alle Bücher auch alle Aufgaben übernehmen.
So gibt es mittlerweile viele Bücher, welche zwar ein hübsches Cover und ein Lektorat kriegen, welche aber weder in der Presse, noch auf Blogs oder in Buchhandlungen zu finden sind, da der Verlag nur die Grundaufgaben übernimmt und seine Pressearbeit voll in die Spitzentitel setzt.
Weshalb ein Verlag das macht, ist schwierig zu erklären. Die Rechnung ist wohl: mit hohen Verkaufzahlen der Spitzentitel die anderen Bücher mitfinanzieren, falls diese floppen. Derzeit scheint es noch zu funktionieren, fair gegenüber den Autoren finde ich es trotzdem nicht!
Buchhandlungen
Auch hier scheint die Aufgabe leicht: das Buch zu verkaufen und an den Leser bringen. Eine gute Buchhandlung sollte jedoch mehr zu bieten haben als Bestseller und Spitzentitel. Es ist die Aufgabe von Buchhandlungen, dass sie ein möglichst vielfältiges Sortiment haben, damit der Kunde/die Kundin auch das findet, was sie sucht. Es ist schade, wenn ich in jeder Buchhandlung nur immer die gleichen zehn Titel antreffe. Eine gute Buchhandlung zeichnet sich meiner Meinung aus mit persönlichen Geheimtipps abseits der Bestsellerlisten und einem möglichst breiten Sortiment aus. Eine Buchhandlung ist das Bindeglied zwischen Verlag und Leser und sollte für ihre Kunden die besten und interessanten Titel heraussuchen und nicht für irgendeinen Verlag einfach fünfzig Exemplare vom neuen Spitzentitel ins Regal stellen, wenn dieser gar nicht unbedingt vom Kunden gefragt ist. (Bei einem beliebten Autor/einer Buchreihe ist das natürlich etwas anderes!) Eine gute Mischung zu finden ist das wichtigste!
Blogger und Presse
Hier ist die Aufgabe wieder schwieriger. Zum einen haben Blogger und Presse die Aufgabe für Verlage deren (Spitzen-)titel bekannter zu machen, zum anderen sollen sie ihren Lesern neue Bücher vorstellen. Ehrliche Rezensionen sind auf Blogs sehr wichtig, während in der klassischen Presse auch ein objektiver Blick gefragt ist. Presse und Blogger können einem Buch zu grossem Erfolg verhelfen. Sie sind dazu da potentiellen Lesern ein Buch näherzubringen, es ihnen zu empfehlen oder davon abzuraten. Auch hier wieder: Verlage unterstützen Blogger mit Rezensionsexemplaren (teilweise auch mit Honoraren), das ist nicht verwerflich, aber es ist schade, wenn man keine ehrliche Meinung mehr hat. Blogger haben also die Aufgabe ehrlich zu bleiben und ihren Leser neue Bücher vorzustellen. (Natürlich haben Blogger noch viel mehr Aufgaben!)
Zeitungen haben einen grossen Einfluss. Dementsprechend können sie mit einer Buchbesprechung auch leute dazu animieren ein Buch zu lesen. Als regionale oder landesweite Presse finde ich, ist es eine der Hauptaufgaben, dass man Autoren aus der Region/dem Land unterstützt.
Ausnahmen gibt es immer und das ist auch gut so, denn manchmal ist die Thematik eines New York Times Bestseller eben sehr interessant und dann ist ein Artikel darüber vielleicht auch nichts Schlechtes!
Fan & Leser*in
Als Leser haben wir mehrere Aufgaben. Wir sollen natürlich die Bücher lesen. (Hahaha! What a surprise!) Andererseits ist es unsere Aufgabe, wenn uns ein Buch gefallen hat, mit anderen unsere Freude zu teilen, wenn wir wollen, dass der/die Autor*in noch mehr Bücher schreibt. Wir können so unglaublich viel bewegen. Wir können unsere Lieblingsbücher verschenken, können die Buchhandlung vor Ort fragen, ob sie das Buch nicht in ihr Sortiment aufnehmen wollen, wir können Begeisterung teilen. Als Leser haben wir freie Wahl, was wir tun, aber bedenkt immer: wenn ihr ein Buch besonders mögt und gerne mehr von dem Autor lesen würdet, müsst ihr ihn auch unterstützen! Mund zu Mund Propaganda hat schon so manches Buch zum Bestseller gemacht.
In der Buchwelt hat jeder seine Aufgabe. Wir entscheiden selbst, wie wir diese Aufgaben sehen. Meine Aufzählungen sind meine persönliche Meinung. Vielleicht finden einige, dass etwas falsch ist, das ist auch vollkommen in Ordnung. Ich will mit diesem Artikel nur anregen, dass wenn jede Stationen seine Aufgaben übernimmt, sich vielleicht einiges verändern könnte. Leser, Buchhandel, Verlage, Autoren, Blogger und Presse können alle etwas verändern. Auch wenn es nur ein wenig ist, es ist ein Fortschritt in eine gute Richtung. In eine Richtung in der wieder auf Qualität gesetzt wird und nicht nur Quantität. In eine Richtung in der Herzensbücher auch wieder einen Platz in der Buchhandlung finden und nicht nur Bestseller. (Kann teilweise ja auch beides sein, dann ist es in Ordnung).
Ich würde mich interessieren, was ihr zu dem Thema sagt. Wo könnt ihr mir zustimmen? Was seht ihr anders? Ich freue mich auf eure Kommentare und wünsche euch einen schönen Sonntag.
Ich habe bereits einige Themen angesprochen, welche mir wichtig sind. Es folgen aber noch einige Beiträge mehr. Zum einen erwartet euch ein Beitrag über den Buchhandel, dann einer über die coolsten Buchaktionen und dann bin ich dabei eine Aktion zu planen. Mal sehen ob es klappt, aber ich bin zuversichtlich.
toller beitrag. muss allerdings sagen, dass buchhandlungen vor allem auch das an lager haben, was von den kunden gefragt ist. einen titel der nicht gefragt ist, nimmt nur platz weg und kostet geld. da muss der buchhändler dann schon aktiv den verkaufen, was aber nur geht, wenn er das publikum dazu hat… 🙂
Das stimmt natürlich. Ich bin trotzdem der Meinung, dass eine gute Buchhandlung auch eine kleine Anzahl an Titeln an Lager hat, welche eben nur wenige Personen ansprechen. Das ist schwierig, aber du machst das ja schon gut! Bei dir finden sich auch Titel, welche unbekannter sind und das ist toll! Ungefragte Titel an Lager zu haben, bringt es natürlich nicht, aber ich frage mich ob die Kunden wirklich auch immer nach dem neuen Spitzentitel vom Necomer New York Times Autor wollen.
Danke für deinen Kommentar!
Ich finde nicht, dass Zurückfolgen ein Muss ist. Mir ist nur aufgefallen, dass Buchblogger/Booktuber zu jenen gehören, die am wenigsten zurückfolgen.
Hallo Josia
Grossartige, informative Reihe!
Als Autorin stelle ich Folgendes fest: Ich bin auf Twitter im Laufe der letzten Jahre Dutzenden von Buchbloggern und booktubern gefolgt. Zurückgefolgt sind mir eine Handvoll, und dies, obwohl ich mich weder aufgedrängt habe, noch überhaupt darum gebeten habe, ein Buch von mir zu rezensieren. Daraus habe ich folgenden Schluss gezogen (Vorsicht, jetzt kommt eine ziemlich provokante These): Ich als Jugendbuchautorin bin den Buchbloggern zu einem grossen Teil total egal. Alles, was sie auf Social Media wollen, sind viele Follower und selber wenigen folgen, damit sie dastehen wie richtige “Stars”. Ich habe deshalb aufgehört, Buchbloggern und booktubern zu folgen, bin auch den meisten entfolgt, die lieber Follower haben als selber einer Autorin zu folgen. Witzigerweise ist es auf Insta besser (warum, weiss ich nicht).
Hallo Alice
Zuerst einmal: herzlichen Dank!
Schade, dass du das als Autorin so erlebst. Ich persönlich suche meist nachdem ich ein Buch beendet habe und es mir gefallen hat, den/die Autor*in in den Sozialen Medien und freue mich, wenn ich fündig werde. Es gibt viele Autoren, welche mir folgen uns von denen ich kein einziges Buch gelesen habe (und auch nicht werde), das ist aber nicht unbedingt ein Grund zum nicht zurückfolgen. Wer richtig gut Twittern kann, dem Folge ich zurück. Auf Instagram müssen für mich die Fotos stimmen, wenn ich kein Buch gelesen habe.
Danke für diese Sicht auf die Dinge! Finde ich spannend.
Hallo 🙂
hach ja, einfach mal auf Kommentare antworten, die nicht an mich gerichtet sind- tut mir leid ^^
auch ich finde, dass zurückfolgen auf keinen Fall ein Muss ist! Ich verstehe den Standpunkt der Autoren, aber wenn einem der Inhalt einer Seite nicht gefällt, warum sollte man zurückfolgen.
Ich zum Beispiel habe mein Abo bei einem Autor vor kurzem beendet, weil er zu viel Werbung gepostet hat. Bei einem anderen, weil mich der Inhalt nicht mehr anspricht.
Ich finde, das kann man nicht pauschalisieren und sollte sich als Autor nicht persönlich angegriffen fühlen, wenn jemand nicht zurückfolgt.
Wenn das aus anderen Gründen- „fame sein wollen“ geschieht, stimme ich jedoch vollkommen zu.