Interview: Andreas Eschbach (Teil 1)

Nach dem Interview mit Mona Kasten habe ich nun das zweite Interview von der FBM’16. wieder in Kooperation mit dem Bastei Lübbe Verlag. Heute; Andreas Eschbach. Viel Spass beim Lesen des ersten Teils.

Sie sind Bestseller Autor, Ihre Bücher kennt man. Anfang Oktober haben Sie ein weiteres Buch bei Bastei Lübbe veröffentlich: „Teufelsgold“. In diesem Roman spielt der Stein der Weisen eine wesentliche Rolle. Wieso haben Sie diesen Mythos als Thema gewählt? Was für eine Bedeutung hat Alchemie in Ihrem Leben?

Die Idee kam mir vor circa zwanzig Jahren, als mein Sohn mich fragte, ob es stimme, das Kernphysiker künstlich Gold herstellen könnten. Ich habe gesagt, dass es stimme, jedoch nicht genau wisse, wie es ginge. Sie können es, aber es lohne sich nicht, es braucht zu viel Energie und kostet zu viel, sodass das Gold, das man gewinnt, gar keinen Wert mehr hätte. Anschließend haben wir recherchiert und herausgefunden, dass wenn man Quecksilber mit sehr hoher Gamma-Strahlung beschießt, Gold entstehen kann. Ein Teil dieses Goldes ist jedoch radioaktiv und zerfällt wieder in Quecksilber. Da haben wir dann ein wenig überlegt und sind so auf die Idee der goldenen Ritterrüstung gekommen, welche in „Teufelsgold“ eine tragende Rolle spielt. Das war die Ausgangsidee, aus welcher das ganze Buch entstand.

Doch das Buch befasst sich nicht nur mit dem Stein, es kommen auch Themen wie Reichtum, das wahre Leben und die Gier vor. Weshalb haben Sie diese Themen dazu gewählt?

Das ergibt sich, wenn man sich mit Alchemie befasst. Früher hat man versucht, Gold zu machen und in diesem Zusammenhang gehört das Thema Reichtum natürlich dazu. Die Alchemie hat auch den Aspekt, dass es um die Suche nach dem vollkommenen Leben geht.


Glauben Sie selbst an das „vollkommene Leben“ und weitere Ebenen der Welt?

Nein. Die Personen aus dem Buch glauben bis zu einem gewissen Grad daran und ich gehe solange mit, bis ich merke, dass das eine seltsame Vorstellung ist.

Weshalb siegte Ihrer Meinung nach die Gier bei allen Charakteren aus „Teufelsgold“? Sind Sie der Meinung, dass dies auch im wahren Leben so geschehen wäre?

Es ist ein rauschhaftes Suchen nach dem wahren Glück und jeder Charakter hat seine eigenen Interessen. Dieser Rausch und die Suche führen anschließend dann zur Gier.

Herrick Busske ist meiner Meinung nach ein fehlerhafter Charakter. Er will nicht nur ständig mehr als er haben kann, er betrügt auch seine Frau ständig. Welche Gründe hat man als Autor, um den Protagonisten so fehlerhaft zu machen? Muss man da nicht damit rechnen, dass der Charakter vom Leser als unsympathisch abgetan wird?

Ich glaube, den findet auch kein Leser sympathisch! Aber er muss so sein, ansonsten würde das ganze Buch nicht funktionieren. Er ist sehr gierig. Er will immer mehr und kann nie zufrieden sein und das ist das, was den Charakter antreibt und die Geschichte schlussendlich auch ausmacht.

Welche Gründe hatten Sie, um am Ende Ihres logisch durchstrukturierten Thrillers doch noch einige Fantasy-Aspekte einzubauen.

Es beginnt in der normalen Welt mit historischen Fakten, Kernphysikern und normalen Menschen. Irgendwann gehe ich dann jedoch rüber in die fantastische Welt. Ich sehe das eher symbolisch. Zum Beispiel die Frage, ob es die „vollkommene Welt“ gibt und ob man das überhaupt haben will, dafür habe ich dann ganz einfach auf fantastischen Elemente zurückgegriffen.

Zum Thema fantastische Elemente. In Ihrem Buch tauchen immer wieder alte Schriften auf. Wie viel davon ist historisch belegt und was haben Sie erfunden?

Die Texte sind alle frei erfunden. Was wahr ist, sind die historischen Bezüge zum deutschen Orden, der tatsächlich mal die stärkste Militärmacht in Europa war und ein eigenes Reich gehabt hat. Die Mareen Burg gibt es ebenfalls. Diese habe ich auch besichtigt und angeschaut, aber alles andere habe ich dazu erfunden. Der Rest wie die goldene Rüstung, John Scoro und das verschwundene Verlies entsprang einzig und allein meiner Fantasie.

Hier geht’s zu Teil 1: Interview: Andreas Eschbach (Teil 2)

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