Mit ihrem neuesten Album Rare ist Selena Gomez nach mehr als vier Jahren zurück und möchte damit einen Schlusspunkt setzen.
Ex-Disneysternchen Selena Gomez hat nach über vier Jahren ein neues Album veröffentlicht. Ein Pop-Album, welches den Sound der US-Amerikanerin definieren und noch ehrlicher und authentischer als sein Vorgänger «Revival» sein soll. Der Albumtitel «Rare» ist sogleich der Titeltrack und eröffnet die Platte. Gomez singt davon, wie einzigartig sie ist und dass sie möchte, dass das auch erkannt wird. Es klingt zuerst wie ein Liebessong, ist letzten Endes jedoch mehr ein Song für die Selbstliebe. Denn es scheint als habe die 28-jährige Künstlerin endlich erkannt, dass sie sich für niemanden verbiegen müsse und dass sie nie wieder für die Liebe einer anderen Person betteln wird. Ein Schlussstrich mit alten Gewohnheiten und ein starker Auftakt für ein Album, welches die Liebe zu sich selbst zelebriert.
Dem Albumrelease voran gingen zwei Songs, mit denen die Texanerin einen Meilenstein für ihre Karriere gelegt hat. Trotz der eigentlichen Konventionen einen neuen Song am Freitag zu veröffentlichen, wurde die Leadsingle «Lose You To Love Me» an einem Mittwoch releast. Obwohl sie damit nur zwei Tage Zeit für Streams und Verkäufe hatte, platzierte sich der Song bereit weltweit in den Charts und in den USA sogar auf Platz 15. Bereits am nächsten Tag kam ein weiterer Song. «Look At Her Now» ist für ihre Fans, wie die Sängerin auf Instagram schreibt.
Gomez bricht eine Regel des Musikbussines, öffnet sich der ganzen Welt und es scheint zu funktionieren. Denn nach über zwölf Jahren nach ihrem ersten Charteintritt, erreicht «Lose You To Love Me» in der zweiten Woche Platz 1 der Billboard Charts, sowie gleichzeitig von Rolling Stones und unzählige internationalen Charts.
Es ist der wohl ehrlichste Song dieses Albums und vielleicht sogar der ehrlichste Song, der von Selena Gomez je erschienen ist. Eine Ballade begleitet von einem Klavier, in dem sie vom Ende ihrer Beziehung mit Justin Bieber singt, ihrer Enttäuschung und dass sie ihn zuerst verlieren musste, bevor sie sich selbst wieder lieben konnte. Ein gefühlvoller Song, in dem der Schmerz zu hören ist und auch beim hundertsten Hören noch schmerzt. Aber sie scheint sich wieder selbst zu lieben. «Look at her now», ja eigentlich das gesamte Album ist ein Beweis dafür. Denn auch wenn sie oft von Enttäuschung und gebrochenen Herzen singt, ist deutlich in den Songtexten, den energetischen Beats und den fröhlichen Melodien zu erkennen, dass all das Vergangenheit ist.
In den Songtexten ist klar zu hören, dass Gomez am Schreibprozess noch mehr mitgewirkt hat, als an ihrem vorigen Album und in Kombination mit den Songwriting-Superstars Julia Michaels und Justin Tranter wird aus Rare eine Platte, die mit Anspielungen, Ehrlichkeit und teilweise humorvollen Metaphern überzeugt. Gomez scheint bereit für eine neue Liebe oder zumindest bisschen Spass. In «Fun», einem Up-Beat Song, singt sie “You get me higher than my medication” (Du machst mich higher als meine Medikamente). Ein Song, der davon handelt, das Selena Gomez gerne mal wieder Spass mit einem Mann hätte, verbirgt Anspielungen auf ihre psychische Gesundheit
Die Aktivistin, die sich regelmässig für politische Themen einsetzt und passend zum Album-Release Die «Rare-Stiftung» für mentale Gesundheit gegründet hat, singt offen über ihre eigenen Schwächen. Dabei ist jedoch kaum eine Schwere zu hören. Vielmehr sieht sie ihre Verletzlichkeit als Stärke und in in «Vulnerable» (Verletzlich), singt sie «Ich bleibe verletzlich» und auch wenn man annehmen könnte, der Song sei eine Ballade, so ist es Elektropop und Gomez zeigt damit, dass verletzlich sein nichts schwaches ist, sondern Stärke.
«Rare» versucht nicht verzweifelt mit aktuellen Musiktrends mitzuhalten und überzeugt gerade deswegen. Ein stimmiges Pop-Album mit rotem Faden, einem klaren Konzept und Gomez greift zwar auf typische Gewohnheiten zurück, lässt es sich aber auch nicht nehmen, zu experimentieren.
Nebst der für Gomez bekannten, weichen Stimme, die teilweise fast schon flüsternd wird, wagt sie sich auch in neue Gefilde. Egal ob ein E-Gitarren Solo, Elektropop oder eine Kollaboration mit Rapper 6lack «Rare» bleibt überraschenderweise ein Album, welches vom ersten bis zum letzten Song stimmig bleibt. Als Produzenten hat sie sich unter anderem Finneas mit an Bord geholt, der mit seiner Schwester Billie Eilish bei den letzten Grammys zu den grossen Gewinnern gehörte.
Vielleicht liegt es genau daran, dass das Album einen ganz eigenen Klang hat und das, obwohl Gomez sicherlich nicht zu den besten Sängerinnen gehört, die die Musikwelt derzeit zu bieten hat. Aber dafür schafft sie es, Musik zu machen, mit denen sich Menschen identifizieren, in denen es vielmehr um die Atmosphäre und die Songtexte als um eine Stimme à la Mariah Carey geht (nichts gegen Mariah!).
«Rare» ist authentisch wie das Leben. Ein Zusammenschnitt der letzten viereinhalb Jahre ihres Lebens. Popmusik in all seinen Facetten mit Höhen und Tiefen. Emotional, fröhlich, sexy und in ganz wenigen Momenten traurig. Selena Gomez ist zurück. Stärker, selbstbewusster und mit einer Nachricht für ihre Fans: ihr seid einzigartig!