Hörbuchstreaming: 9 Cent für ein Hörbuch | Sonntagsgedanken #50

Vor einiger Zeit hat Kai Meyer, einer der erfolgreichsten deutschen Autoren, erzählt, was er an einem Hörbuch auf Spotify verdient. Knapp 9 Cent. Viele hat das schockiert. Mich auch. Warum ich das trotzdem nicht ganz so kritisch sehe wie andere, schreibe ich in diesem Beitrag.

Warum verdient ein Autor also so wenig an einem Hörbuch, dass auf einer Streaming-Plattform wie Spotify, Deezer oder Amazon Music verfügbar ist, so wenig. Der durchschnittliche Preis von 10 – 20 CHF/Euro für ein Premiumkonto pro Monat entspricht knapp einem Musikalbum oder vielleicht knapp einem Hörbuch. Mehr ganz bestimmt nicht. Dementsprechend kann es also gar nicht möglich sein, dass ein/e Künstler/in gleich viel verdient, wie wenn wir sein/ihr Album/Hörbuch kaufen würden. Das sollte klar sein.

Dank Streaming-Portalen bekommen wir als Konsumenten die Möglichkeit für wenig Geld viel mehr konsumieren zu können. Ob man das gut oder schlecht findet, das ist jedem selbst überlassen. Für mich persönlich ist es eine grossartige Möglichkeit. Denn ich könnte nie diese Vielfalt an Musik hören, wenn ich nicht ein Premium Konto bei Einem dieser Anbieter hätte. Pro Monat konsumiere ich ein bis zwei Hörbücher, und alleine auf den Playlisten, die ich regelmässig höre, befinden sich ca. 1000 Songs. Darunter teilweise auch ganze Alben oder das gesamte Repertoire eines/einer Künstler/in.

Zuerst möchte ich noch ganz kurz auf die Musikindustrie eingehen, denn ich denke, damit lässt sich das Konzept Streaming und seine Vorteile für KünsterInnen und Kunden/Kundinnen gut erklären. Auch wenn es für KünstlerInnen durchaus auch viele Nachteile geben kann! Das möchte ich überhaupt nicht bestreiten.

Früher kaufte man sich CDs von seinen Lieblingsbands und SängerInnen. Später kam der Digitale Kauf dazu, wo man die Möglichkeit bekam, nur noch einzelne Songs von einem Album zu kaufen. Trotzdem hat man sich nur diese Musik gekauft, bei der man sich entweder sicher war, dass sie einem gefallen würde oder die man schon im Radio oder sonst wo gehört hatte. Ganz bestimmt hat man sich nicht einfach mal so 10 Alben zum Ausprobieren gekauft.

Ich dagegen kann auf Streaming-Portalen nicht nur meine LieblingskünstlerInnen hören, sondern auch tausende Neue entdecken. Einerseits verdienen meine LieblingskünstlerInnen vielleicht bisschen weniger an mir, als wenn ich das Album gekauft hätte. (Obwohl ich manche Songs ja wirklich totstreame!) Gleichzeitig verdienen Künstler plötzlich an mir, welche ich vorher weder entdeckt hätte, noch deren Album gekauft hätte. Weil es mich auf Streaming-Plattformen sozusagen aber nichts kostet, probiere ich es aus. Das hat zur Folge, dass ich viel mehr Musik höre und immer wieder neue KünstlerInnen für mich entdecke.

Genauso funktioniert das auch mit Hörbüchern. Ohne meine Streaming-Plattform würde ich erstens nie so viele Hörbücher hören und zweitens nicht ständig neue AutorInnen ausprobieren. So verdient ein Autor zwar nur 9 Cent an mir, wenn ich sein Hörbuch höre, aber sind 9 Cent nicht besser als gar nichts. Denn höchstwahrscheinlich hätte ich mir das Hörbuch sonst nicht angehört?

Zudem ist der Faktor ‘’Fan werden’’ bei Streaming-Portalen ein riesiger Vorteil. Viel schneller kann ich zum Fan mutieren, da ich alle Alben/Hörbücher anhören kann, ohne ein grosses finanzielles Risiko einzugehen. Und als Fan will ich vielleicht auf das Konzert der neu entdeckten Sängerin, ich kaufe Merch etc. Genauso sieht es bei neuen LieblingsautorInnen aus, die ich dank Streamingabietern entdeckt habe. Bestes Beispiel ist hier Kerstin Gier. 2015 habe ich die ersten zwei Bücher der Silber-Trilogie auf Spotify als Hörbücher gehört. Den dritten Teil habe ich mir am Erscheinungstag in der Buchhandlung als Hardcover gekauft, die anderen beiden Teile durften kurz darauf auch einziehen. Und so lief es mit all ihren Büchern. Oft zuerst als Hörbuch gehört und dann später als Print auch noch geholt. Und die Hörbücher habe ich mir schon so oft angehört.

Und als letzter Punkt: lange Zeit noch an der Backlist verdienen. Denn warum sollte man sich noch Alben vor von 5 Jahren kaufen? Aber durch Playlists oder durch die Suchfunktion können alte Songs und Alben wiederentdeckt werden und plötzlich verdient der/die Künstler/in auch an den alten Songs wieder.

Genauso sieht es mit Hörbüchern aus. Eine Buchhandlung behält ein Hörbuch in CD-Form nicht länger als ein Jahr (wenn überhaupt) im Regal, wenn es nicht grad ein super Bestseller ist. Das Hörbuch würde also in Vergessenheit geraten. Dank Streaming-Portalen kann es wiederentdeckt werden.

Abschliessend möchte ich sagen: ja, ich wünsche mir auch, dass meine LieblingskünstlerInnen und AutorInnen mehr verdienen. Aber das können wir nur ändern, wenn wir auch bereit sind, mehr zu zahlen. Denn von irgendwoher muss das Geld schliesslich kommen. Ich werde auch in Zukunft Streaming-Portale nutzen, da ich darin für mich sehr viele Vorteile sehe und denke, dass auch die KünstlerInnen davon profitieren können.


Wie steht ihr zu dem Thema? Nutzt ihr Streaming-Dienste? Wenn ja, welche und warum?

22 Kommentare zu „Hörbuchstreaming: 9 Cent für ein Hörbuch | Sonntagsgedanken #50“

  1. Pingback: Wie viel kostet ein Sprecher? – AnswerParadise.net

  2. Pingback: Allegro Pastell / Rezension | josiajourdan.ch literarische Liebe

  3. Also ich ignoriere Stream im Verkauf.
    Hören ja, zu 95% Musik.
    Hörbücher 0
    Hörspiele mache ich zu 90% aus.
    Mag eher alte.

    Mag Lps, MC etc

    Also ich gehe über Videoclips als Werbung.

    Ich denke auch zukünftig sind mir die cents da egal.
    Und die werbung dadurch auch

  4. Ich weiß, dass ich damit eher alleine da stehe, aber ich sehe die derzeitige „Streaming-Kultur“ sehr kritisch. Ja, durch Streaming werden mehr Sachen ausprobiert, wo sonst nicht das Risiko eingegangen würde. Es ist viel mehr Abwechslung möglich.

    Aber so wie sich die Sache entwickelt, kann bald kein Musiker mehr von seinen Produkten leben. Während früher jede Menge Musiker von der geschaffenen Musik ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten, können das mittlerweile fast nur noch diejenigen, die zahlreiche Konzerte geben (und die Hallen auch entsprechend gefüllt bekommen). Somit wird es mittelfristig auf eine Reduzierung der Vielfalt hinauslaufen und weniger Musik von vielen Künstlern.

    Verantwortungsbewusster Konsum sieht für mich anders aus.

    1. Alice Gabathuler

      Danke für deinen Kommentar. Was du über Musiker schreibst, gilt auch für Autoren. Wir befinden uns gerade in einer riesigen Abwärtsspirale von „wenig verdienen“ hin zu „praktisch nichts verdienen.“ Verdient wird vor allem mit Mainstream, und deshalb triffst du auch da haargenau den Punkt: Es wird auch auf eine Reduzierung der Vielfalt hinauslaufen. Das ist okay für alle Mainstreamleser, aber jene, die gerne das Besondere, auch mal Sperrige oder Andere haben, wird das am Ende eine (sehr) viel kleinere Auswahl bedeuten. Ganz konkret: ich schreibe zurzeit KEINE Jugendbücher, wie ich sie bis jetzt geschrieben habe (und ich bin damit nicht die Einzige). Zahlt sich absolut und total nicht aus. Ich wage auch zu behaupten, dass sich das fadengerade auf die Qualität der Texte auswirkt oder auswirken wird, da jene, die vom Schreiben leben wollen, viel mehr Text in viel kürzerer Zeit raushauen müssen.

  5. Lieber Josia,

    ich sehe es genauso wie du, eher positiv. Streaming erreicht mehr Menschen, Menschen erreichen mehr Künstler und Autoren. Ähnlich wie ein Social Media Kanal.

    Zudem denke ich auch an die Materialkosten, die in dem Moment gespart werden. Plastik, Papier… Vielleicht ist das Kleinkram, aber das macht bekanntlich auch Mist.

    Liebe Grüße
    Tina

  6. Tolle Gedanken, hast du da zusammen gefasst. Ich sehe das wie du. Klar ist es schade, wenn ein Autor nur so wenig an einem Hörbuch verdient – ich habe besagten Tweet auch gesehen. Aber wie auch du, würde ich ohne Spotify und Co. gar keine Hörbücher hören. Ich habe erst damit begonnen, als ich mir Spotify Premium gekauft habe. Vornehmlich wegen der vielen Musik, die ich höre. Dass es dort auch HB gibt wusste ich zu dem Zeitpunkt gar nicht. Klar ist es schade, wenn ein Künstler einfach so wenig an einem Werk, in das er STUNDEN Herzblut gesteckt hat, verdient. Aber es gibt durch Streamingdienste eben auch Chancen, dass man z.B. öfter gehört wird, unsichere Kunden eher auch mal reinhören, dass das Buch auch dauerhaft gehört wird statt nur in der kurzen Spanne, wo es in den Läden steht, usw.

    Liebe Grüße
    Lisa von lieschenliest.de

  7. Hey, eine super Analyse.
    Ich stimme Dir sehr zu, dass ich vieles ohne streaming gar nicht konsumiert hätte. Natürlich ist es schade, dass häufig die Künstler am Ende der Kette stehen und ggf. am wenigsten verdienen. Für mich stellt das streaming als Verbraucher einen echten Mehrwert dar und ich habe viel mehr Möglichkeiten.
    Liebe Grüsse
    Isabel

  8. Hey,
    ich habe die Diskussion und Aufregung um Kai Meyers Post zu dem Zeitpunkt auch verfolgt und war ein bisschen schockiert, was daraus gemacht wurde. Er hat den Leuten eine einfache Information zur Verfügung gestellt und ihm wurde immer wieder vorgeworfen, dass er sich beschweren würde. Tut er doch aber gar nicht?
    Ich fand es aber trotzdem sehr interessant zu lesen und habe einiges dazugelernt. Da ich allerdings ohnehin nur Audible nutze oder die CDs tatsächlich kaufe, war es für mich nur als reine Information interessant, denn Audible rechnet ja ganz anders ab und zählt ja ohnehin nicht zu den Streaming-Diensten. ^^
    Ich finde es aber gut, dass du das Thema nochmal aufgegriffen und es besser verdeutlicht hast. 🙂

    Liebst,
    Rika

    #litnetzwerk

  9. Huhu!

    Das ist wirklich ein schwieriges Thema, das du dir da rausgesucht hast – Respekt.
    Ich nutze zwar Spotify, jedoch wirklich nur zum Musik hören. Ich habe eine ganze Zeit ein Abo bei BookBeat gehabt, dieses aber wieder gekündigt, da ich momentan zu wenig Hörbücher höre, als dass es sich lohnen würde.

    Ich habe den Tweet von Kai Meyer damals auch gesehen und bin doch sehr erschrocken, wie wenig die Autoren dabei verdienen, wenn sich jemand das Hörbuch auf Spotify anhört. Das ist echt krass. Selbstverständlich ist der Werbeeffekt nicht zu unterschätzen, wie ihr ja beide schreibt. Ich muss dennoch sagen, dass 9 Cent echt … mehr als grenzwertig sind. Meiner Meinung nach. Aber du hast recht, man muss einfach auch bereit sein, dafür mehr zu zahlen. Und ich wage zu behaupten, dass viele das nicht sind.

    Liebste Grüße
    Wiebi
    #litnetzwerk

  10. Hey ho,

    vielen Dank für Deinen spannenden Artikel. Mir war nicht klar, dass Autor*innen an Hörbüchern auf Streaming Portalen so wenig verdienen. Ich habe mal einen Artikel gelesen, in dem es um das Streamen von Musik ging. Und da wurde erklärt, dass drei Leute an dem Streaming „Kuchen“ verdienen. An erster Stelle steht die Streaming Plattform, die ja die technischen Voraussetzungen zur Verfügung stellt. Dann kommt die Plattenfirma und erst an letzter Stelle wird die/der Künstler*in bezahlt. Und gerade, wenn es um Musiker*innen geht, die ihre Songs auch selbst schreiben bzw. prduzieren, finde ich es schon unfair, dass sie an letzter Stelle kommen, da es ohne ihe Lieder ja weder eine Plattenfirma noch ein Streaming Portal gäbe.

    Dein Argument, dank den Streamingportalen viel Musik zu hören und auch neue Künstler*innen zu entdecke, kann ich sehr gut nachvollziehen. INzwischen nutze ich auch seit etwas über einem halben Jahr Spotify und mag die Möglichkeiten mit den Playlists sehr. Aktuell kann ich mir leider noch kein Premium Konto finanzieren, werde das aber bald nachholen.
    Ich versuche mir von den Künstler*innen, die mich interessieren nach wie vor die Alben zu kaufen, sofern mir mehrere Lieder gefallen. Ich empfinde es auch als großen Vorteil dank Spotify schon mal vorab in ein Album reinhören und somit entscheiden zu können, ob die CD was für mich ist oder nicht. Ich habe früher z.B. sehr viel Geld für Bravo Hits CDs ausgegeben und das nur, weil ich 2-5 Lieder (von 40 !!!) gut fand. Dank dem Streaming kann ich das jetzt vermeiden.

    Aber zurück zu den Hörbüchern: Ich bin da echt etwas oldschool und habe die Titel, die mir gut gefallen, sehr gerne auch im Hörbuchregal stehen. Deswegen – und weil ich noch kein audible Konto habe – kaufe ich mir Hörbücher entweder über den Buchhandel oder frage sie als Rezensionsexemplar über Hörbuchverlage an.

    Was mich ziemlich nervt ist audible. Das gehört ja im Grunde zu Amazon und hat mit den „herkömmlichen“ Verlagen für mich nicht mehr viel am Hut. Ich finde es nervig, dass es viele Hörbücher gibt, die entweder exclusive audible Produktionen sind oder die es eben nur ungekürzt bei audible gibt wie z.B. die Hörbücher von Sebastian Fitzek. Das Blöde ist, dass ich glaube, langfristig nicht um ein audbile Konto herumzukommen.

    So, jetzt muss ich irgendwie noch den richtigen Abschluss zu meinem Kommentar finden :-).
    Ich finde es wichtig, dass Künstler*innen und Autor*innen die Wahl haben, ob sie bei den Streaming Diensten mitmischen wollen, oder nicht. Gerade für Autor*innen stelle ich es mir mit der Bezahlung bzgl. Streamingdiensten schwierig vor, weil hier nicht nur die Plattform und der Hörbuchverlag was vom Kuchen abhaben wollen, sondern auch der oder die Interpret*in der Geschichte.
    Ich persönlich stehe Streamingplattformen auch eher misstrauisch gegenüber, merke aber, dass ich inzwischen nicht mehr drum herum komme und auch ein paar Vorteile vom Streaming auf Spotify habe.

    viele Grüße

    Emma

  11. Lieber Josia,

    was für ein interessanter Beitrag zu einem verzwickten Thema. Es ist wirklich ein Unding, wie wenig Geld meist bei den Künstlern ankommt. Aber wie du schreibst ist das nur die logische Konsequenz aus den Preisen der Streamingdienste. Um die Künstler angemessen zu bezahlen müssten die Beiträge so hoch sein, dass sich die meisten ihr Abo wohl gut überlegen würden. Irgendwann geht die Rechnung dann auch nicht mehr auf.

    Ohne mich selbst aus der Verantwortung ziehen zu wollen, denke ich, dass es an den Streamingdiensten liegt, Hörbücher anders als Musikalben zu behandeln. Streamingzahlen haben im Literaturbetrieb keine Bedeutung, in der Musikbranche meinem Verständnis nach schon. Außerdem war es, glaube ich, Ed Sheeran, der mal meinte, er verdiene sein Geld hauptsächlich durch seine Konzerte. Für Autoren fällt das weg. Es ist für Autoren natürlich super, wenn es wie bei dir mit Silber läuft, und die Zuhörer*innen nach dem Hörbuch noch die Druckversion kaufen. Aber das sind natürlich ganz andere Größenordnungen als Konzerttickets.

    Liebe Grüße
    Sabrina

  12. Toller Beitrag!
    Ich selber bin ein großer Fan von Spotify und nutze die Plattform bereits seit Jahren im Premium Abo. Dort hat sich das Hörbuchangebot in letzter Zeit stark gesteigert und ich nutze Audible nicht mehr so oft wie früher, weil ich eben für den gleich Preis mehr auf Hörbücher auf Spotify hören kann.
    Auch kann ich viel leichter Musik hören, selbst ausländische Musik abseits vom englischsprachigen ist unheimlich leicht zugänglich, früher gab es nur Youtube dafür.

    Und manche Hörbücher, die ich dort höre, sind entweder Rereads, weil ich die Reihe weiter lesen möchte, aber nicht mehr so genau weiß, was davor passiert ist, oder ich will was neues ausprobieren oder ich weiß nicht, ob ich das Buch kaufen sollte. Denn wenn mir ein Hörbüch gefällt, kaufe ich in der Regel auch das Buch. 😉

    Abgesehen davon, Hörbücher sind teuer. Und wenn man es nicht über eine App hört, dann gibt es nur noch CDs und nicht jeder hat mehr einen CD-Spieler oder zieht es sich dann aufs Handy…also denke ich auch, dass Streaming besonders bei Musik ein fester Bestandteil bleibt.
    Und ich denke, dass Musikfans auch ihre Musik kaufen, wie wir Bücherfreunde es auch machen.

    Viele liebe Grüße
    Ani

  13. “ Eine Buchhandlung behält ein Hörbuch in CD-Form nicht länger als ein Jahr (wenn überhaupt) im Regal, wenn es nicht grad ein super Bestseller ist. “
    Kann ich als Buchhändlerin auf jeden Fall so unterschreiben. Aktuell arbeite ich in einer kleinen Buchhandlung, aber aus meiner Ausbildungszeit in einer Kette kann ich das ebenfalls bestättigen.
    Ich glaube ebenfalls das solche Portale sehr gut die Backlist beleben. Mache entdecken eben so auch erst die Autoren. EIn Verlag überlegt es sich ja auch mehr als ein Mal, ob er ein Hörbuch für Spotify freigibt…

    1. Alice Gabathuler

      Wenn man diesen Gedanken weiterdenkt: Eine Buchhandlung behält ein Buch höchstens xxx Monate im Regal. Danach kann man es dann locker bei Amazon bestellen, weil man es da so schön bequem nach Hause geliefert bekommt. Damit kann ein Verlag seine Backlist beleben und der Autor bekommt erst noch seine Tantiemen. Und so ein Verlag überlegt sich ja sicher gut, ob er sein Buch bei Amazon anbieten will.
      (PS: Ich kaufe Bücher in lokalen Buchläden, auch wenn ich sie dort bestellen muss, aber manchmal, ja manchmal frage ich mich, ob ich nicht doch bei Amazon bestellen soll.)

  14. Ein interessanter Beitrag, wo du schön Pro und Kontra erläutert hast Wie bei vielen Themen wie auch hier gibt es nun mal nicht nur eine Seite. Als ich auf Twitter gelesen habe, wie wenig Autoren bzw. Musiker daran verdienen, war ich wirklich schockiert, ich habe schon damit gerechnet, dass es wenig ist, aber das es so wenig ist, habe ich dann doch nicht gedacht. Dennoch benutze ich sowohl Spotify als auch hin und wieder Mal Audible, doch vor allem bei Audible handelt es sich meist um Hörbücher, deren gedruckte Exemplare ich schon in meinem Regal stehen habe. Bei Die Seiten der Welt war es anders, die habe ich mir erst komplett auf Spotify angehört, weil die Hardcover mir zum einem zu teuer waren und zum anderen ich in der Zeit wenig Zeit hatte und daher lieber zum Hörbuch gegriffen habe, Auf der Frankfurter Buchmesse letztes Jahr habe ich mir dann den ersten Teil gekauft. Bei Musikalben ist der Kauf im Gegensatz aber durch Spotify extrem heruntergegangen, früher habe ich mir häufiger mal eine CD gekauft. Ich bin aber so egoistisch und möchte Spotify nicht mehr missen, weil ich, wie du oben auch gesagt hast, immer wieder neues oder auch alte Klassiker für mich entdecke und da würde niemals mein Studentengehalt mitmachen, diesen Haufen an Musik zu kaufen.

    Liebe Grüße

    Nadine

  15. Guter Beitrag, ich finde es schön, dass sich jemand mit dem Thema auseinandersetzt und sehe das genauso. Ich habe das auf Twitter auch mitbekommen und war wegen der 9 Cent etwas geschockt, weil es so wenig klingt, aber wenn man das wieder auf die tausenden Leute hochrechnet, die das Buch dadurch hören, zahlt es sich wieder aus. Mir geht es nämlich auch so, dass ich nur die Hörbücher über Spotify höre, die ich mir sonst nicht gekauft hätte, diese „Wackelkandidaten“, die zwar ewig auf der Wunschliste stehen, aber dort auch bleiben, weil sie mir nie wichtig genug sind. Auch von Kai Meyer habe ich jetzt kürzlich die Sturmkönige Trilogie dort gehört, nachdem ich sie mir nie gedruckt kaufen wollte und das ist für den Autor doch besser als nichts.

    Bei Musik stimme ich dir ebenfalls zu. Ich habe einen Haufen Lieder in meinen Playlists, die die einzigen des Künstlers sind, die ich mag, weshalb ich mir nie das Album kaufen würde. Auch hier sind die paar Cent, die dabei rumkommen, dadurch immer noch besser als nichts. Außerdem habe ich dadurch auch schon sehr viele Bands entdeckt, auf deren Konzerte ich deshalb gegangen bin und die ich ohne Streaming nie kennengelernt hätte. Und „blind“ (oder in dem Fall „taub“?), also ohne die Lieder vorher zu kennen, würde ich sowas in den wenigsten Fällen tun. Zumal hier die einzige Alternative ist, die Musik über Youtube zu hören, wobei bei den Künstlern sicherlich noch weniger Profit entsteht.

    Long story short: Gute Argumentation, sehe ich genauso!

  16. Ich nutze keinen einzigen Streaming Dienst. Weder als Kundin noch als Anbieterin. Bevor ich meine Texte für 9 Cents hergebe, stelle ich sie gratis online, denn bei solchen “Einkommen” kann man sich als Nicht-Bestseller-Autorin allenfalls nach drei Jahren mal ein Eis kaufen. Wer wirklich, wirklich fett daran verdient, sind – wie immer – die Zwischenhändler, also die Streaming-Plattformen.

    Vorsicht, ab hier wird es bissig.

    Ich bin ja auch Verlegerin. Als solche haben meine Mitverleger und ich an einem Voting-Wettbewerb für das beste Start-up teilgenommen (wir wurden zweite).Kürzlich kam nun die knuffelige Einladung des Mitorganisators, einer Coachingfirma. Sie bietet Start-ups, ausdrücklich auch solchen im Kulturbereich, ein Coaching an. Nicht für 9 Cents. Nicht für 90 Cents. Nicht mal für 90 Franken pro Stunde. Sondern für ein Heidengeld. Keine Ahnung, welcher Kulturschaffende sich so was leisten kann bei den mickrigen Einnahmen, die heute noch drin liegen. Was ich damit sagen will: Jeder und jede, aber wirklich jeder und jede ausserhalb des Kulturbereichs will anständig verdienen, ganz gerne auch an uns. Aber uns haut man dann die Argumente um die Ohren, die du auch auflistest. Wenn ich jetzt etwas ironisch werden darf: das sind alles billige Ausreden dafür, uns praktisch nichts zu bezahlen. Sie gehören in die Kategorie: “Wieso wollen Sie Geld für eine Lesung? Das ist doch prima Werbung für sie?”. Um da wieder mal den Bäcker mit seinem Brötchen zu strapazieren: “Rücken Sie das Brötchen doch mal gratis rüber. Ich esse es, und wenn es schmeckt, empfehle ich Sie weiter oder kaufe vielleicht mal was von ihnen.”

    Das Problem ist und bleibt: So lange alle alles möglichst gratis wollen und solange Kulturschaffende sich das antun (für den Fame???? oder was????), wird sich nichts ändern. Ich habe einzig die Freiheit, mich da rauszuhalten und es mit Dido zu halten: “There will be no white flag – I will go down with this ship.” Es ist mein Schiff, sprich, es sind meine Bücher. Ich kann die Welt, wie sie ist, nicht ängern. Aber statt Bücher zu schreiben, die für 9 Cents gestreamt werden, arbeite ich lieber im Garten und streiche hobbymässig Wände. Verdiene in etwa gleich nichts daran.

    1. Liebe Alice

      Ich sehe das anders. Denn jeder Verlag oder jeder Autor/jede Autorin kann selbst entscheiden, ob er seine Bücher auf solchen Plattformen einstellen will. Wer also lieber nur verkaufen möchte, kann das weiterhin tun. Kai Meyer schreibt selbst, dass die 9 Cent nur das sind, was der Autor bekommt. Da geht’s um mehr Geld, das aber noch an den Verlag, die Agentur etc geht. Wenn wir also von einem normalen 10% Honorar für einen Autor sprechen, sind das zwar nur knapp 1%, aber wie gesagt. Gestreamt wird viel mehr, als gekauft. Es lässt sich also durchaus Geld machen.

      Und ja, natürlich kann man das als billige Ausreden antun. Aber ich sehe trotz allem eine Chance für alle, die mitmischen wollen und wenn man das nicht will, zwingt einen keiner.

      Aber (und das ist wirklich mein grösstes Aber): es würden niemals so viele Hörbücher gehört werden, ohne Streamingplattformen. Ich kenne so viele, die erst dank dem wieder Hörbücher hören. Und vielleicht verdient man als Autor zuerst eher wenig, aber ich glaube daran, dass solche Plattformen einerseits doch bisschen was abwerfen können und zweitens wirklich die Möglichkeit bieten neue Autoren zu entdecken. Und wie gesagt als Fan kauft man sich dann vielleicht auch mal das Buch, man erzählt es weiter etc.

      Wenn einem das nicht genug wert ist, dann muss zum Glück ja niemand. Bei Hörbüchern ist das wesentlich einfacher als bei Musik, wo man sich (wenn man nicht sehr sehr gross ist) aus dem Wettbewerb schmeisst.

      Liebe Grüsse

      Josia

      P.S. Ich wünsche mir, dass die Gebühren für die Streamingplattformen erhöht werden und dadurch KünsterInnen auch wieder mehr verdienen können.

      1. Alice Gabathuler

        Ich erinnere mich daran, wie mein damaliger Verlag beinahe vor erschrockenem Nichtverstehen umgekippt ist, weil ich meine Bücher NICHT in Flatratplattformen geben wollte 🙂 Ja. Es ist meine Entscheidung, da nicht mitzumachen. Meine Freiheit zu sagen: Ohne mich.

        Bei den Punkten, die du auflistest, sind wir uns tatsächlich nicht einig. In keinem anderen Beruf ist das so, dass man dem Arbeiter sagt „sei froh, wirft es noch ein wenig ab // ich erzähl weiter, wie schön/toll du das machst // vielleicht stellt dich ja ein anderer Arbeitgeber ein, wenn du so fleissig bleibst. // hey, die Wand darfst du gerne umsonst streichen, aber ich kauf dir dann vielleicht ein schön bemaltes T-Shirt ab usw.) Was mir nicht in den Kopf geht: Warum all diese Argumente genau bei einer Gruppe angewandt werden: den Künstlern / Kulturschaffenden. Und sonst nirgendwo.Vor allem nicht bei sich und seinem eigenen Einkommen.

        Vielleicht wäre es auch einmal einen Blogeintrag wert, wie viel die Zwischenhändler verdienen. Also Amazon, Spotify, Air b’n’b und wie sie alle heissen. Amazon zum Beispiel verlangt vom Verlag mindestens 50 Prozent des Ladenpreises, obwohl Amazon NICHTS herstellt, NICHTS Kreatives schafft, sondern einfach nur zwischenlagert und verkauft. Das nehmen wir alle als gegeben und unveränderbar hin. Verstehe das, wer wolle. Ich will nicht.

  17. Ich bin ein grosser Fan von Spotify. Habe das Premium Abo und das ist es mir bei der Auswahl an Hörbüchern auch wert. Letztes Jahr habe ich so an die 70 Hörbücher gehört. Und ich rede da jetzt noch nicht mal von der Musik, die ich ja auch noch jeden Morgen so streame um in die Gänge zu kommen…Du sprichst mir mit dem Artikel gerade richtig aus dem Herzen und ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen.

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