Heute habe ich ein Interview mit Ava Reed für euch. Sie ist mit ihrem Buch «Die Stille meiner Worte» für den Bookstar 2019 nominiert. Ich habe sie vor einigen Wochen bei der Lesung des YoungCircles in St. Gallen getroffen. Meine Rezension zu ihren Büchern verlinke ich euch am Ende des Beitrags & jetzt wünsche ich euch ganz viel Spass beim Lesen!
‘’Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen ist der Titel deines Buches und gleichzeitig auch das ein Zitat deines Protagonisten Matti. Welche Bedeutung hat dieses Zitat für dich?
Es ist etwas an das ich mich gerne selber erinnere. Manchmal vergessen wir, dass es nicht nur Schwarz & Weiss gibt. Dass es nicht nur Erfolg & Misserfolg gibt, sondern eben noch ganz viel dazwischen. Wenn man sich etwas vorgenommen hat & dann vielleicht nicht alles erreicht hat, sollte man trotzdem auch auf die Dinge achten, die gelingen.
Und das kann man auf sehr viele verschiedene Ebenen projektzieren. Nicht nur auf Gesundheit & Krankheit, sondern auf das jegliche Lebenslagen. Und das ist eine Kunst, die man bis ins hohe Alter lernt & anwenden versucht.
Das ist ja auch die Message deines Buches, die du deinen LeserInnen so mitgibst. Genauso wie du auch in deinen anderen Büchern jeweils etwas hast, was du dem/der LeserIn mitgeben möchtest. Wie gezielt machst du das?
Schon sehr gezielt. Das sind ja auch immer Themen, die ich als wichtig empfinde. Ich versuche es immer, aber ich schreibe Bücher nie mit dem Hintergedanken, dass ich etwas lehren möchte, sondern ich möchte etwas niederschreiben, was mir wichtig ist & dass ich anderen Menschen gerne mitgeben möchte. Inwiefern mir das dann jeweils gelingt ist eine andere Geschichte. Aber eine Geschichte entsteht nie mit der Intention jemandem etwas beibringen zu wollen, das ergibt sich sehr oft während des Schreibprozesses.
‘’Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.’’ wird als dein persönlichstes Buch vermarktet, da du selbst von Panikattacken & Angststörungen betroffen bist. Wie viel Überwindung hat es gebraucht, um dieses Buch zu schreiben?
Ehrlich gesagt kaum. Das klingt jetzt bisschen blöd, aber da war zuerst das mit meiner Schwester, welche Postnatale Depressionen hatte nach der Geburt meines Neffen & durch meine Angststörungen bin ich auch sehr nahe an dem Thema dran. Auch in meinem Umfeld ist das Thema Depressionen immer wieder zur Sprache geworden & dann hat sich diese Idee gefestigt & ich habe begonnen. Während des Schreibens ist es dann auch mal emotionaler geworden, aber ich kann mittlerweile sehr frei über das Thema reden. Vor 10 Jahren wäre das allerdings noch nicht gegangen.
„Während des Schreibens ist es dann auch mal emotionaler geworden“
Wie geht denn dein Verlag damit um, wenn man als Autorin sagt, dass man ein Buch über Panikattacken & Depressionen schreiben möchte?
Der ueberreuter Verlag ist da sehr offen. Meine Lektorin war sofort mit dabei als ich ihnen das Projekt vorgestellt habe. Der Verlag fand es genauso interessant & mit meinem ersten Buch ‘’Wir fliegen, wenn wir fallen» bei dem Verlag war ich noch ein absoluter Neuling. Da wird natürlich zuerst mal geguckt, wie das funktioniert. Wie ich schreibe, ob mein Buch gut ankommt etc. Aber nachdem dann klar war, dass die Chemie passt & die Art wie ich schreibe, auch zum Verlagsprogramm passt, hat mir der Verlag auch sehr viel Raum für meine Ideen gegeben.
Natürlich wurde beim Lektorat sehr sensibel mit dem Thema umgegangen, aber das ist ja keine Einschränkung, sondern vor allem eine grosse Hilfe.
Ich habe letztens eine Rezension gesehen, die kritisiert hat, das mit der Flucht aus der Psychiatrie in dem Buch gezeigt wird, dass ärztliche Hilfe nichts bringt & so eine Flucht eine gute Idee sei. Wie siehst du das? Und wie gehst du mit solcher Kritik um?
Also erstmal: ich lese alle Rezensionen, die ich finde. Schade, wenn beim Lesen dann so etwas empfunden wird. Die Intention war es natürlich nicht, das so zu vermitteln. Mein Gegenargument ist, dass das ja gar nicht sein kann, denn am Ende geht sie ja wieder zurück, um sich helfen zu lassen. Die Flucht ist mehr eine Trotzreaktion, weil man in seiner Depression eben manchmal das Gefühl hat, nichts und niemand hilft einem und das bringt alles nichts. In solchen Situationen würde ich dann gerne mit der Person Kontakt aufnehmen, um darüber zu sprechen, warum sie das so wahrgenommen hat.
„Denn diese ‘’Klischees’’, die mir als Autorin vorgeworfen werden, sind der Alltag von tausenden Menschen.“
Was ich aber an Rezensionen zu solchen Themen immer gefährlich finde, ist wenn begonnen wird zu sagen, dass das Verhalten der Protagonistin voll klischeemässig für eine depressive Person sei & dass das langweilig sei oder uninteressant etc. Denn diese ‘’Klischees’’, die mir als Autorin vorgeworfen werden, sind der Alltag von tausenden Menschen. Und da finde ich, muss man als RezensentIn immer vorsichtig sein.
Du rezensierst ja selbst auch Bücher & bist als Bloggerin unterwegs. Wie ist es als Autorin die Bücher von anderen AutorInnen zu kritisieren?
Ich mache es mittlerweile so, dass ich nur noch zu diesen Büchern Rezensionen schreibe, ab 3 Sterne aufwärts. Denn ich denke, alle Kritik ab da hat nichts mehr mit einem Verriss zu tun, sondern kann kommuniziert werden, ohne jemanden zu verletzen. Alle Bücher darunter fand ich wirklich schlecht & das erwähne ich dann auf Instagram oder in meinen Stories, aber ich schreibe keine Rezension zu dem Buch. Aber ich erwähne immer, wenn ich ein Buch gelesen habe & dass es mir nicht gefallen hat. Zudem schreibe ich auch viel lieber gute Rezensionen & daher finde ich das einen guten Weg.
Ein heikles &gleichzeitig sehr interessantes Thema.
Dein Erfolg als Autorin kam ziemlich schnell. Wie ist das gekommen? Inwiefern hat dir Social Media da geholfen?
Ja, das ging wirklich extrem schnell. Also ich habe damals auf Facebook gestartet & habe mir da in kurzer Zeit eine sehr grosse Reichweite aufgebaut, wodurch dann auch einige meine Bücher gelesen haben. Mittlerweile hat sich das mehr auf Instagram umgesiedelt & das war gerade für die ersten Bücher extrem hilfreich. Mittlerweile kennt mich auch der Buchhandel, ich mache Lesetouren & habe auch viele LeserInnen, die mich nicht von Social Media kennen. Aber das hat mir damals & auch heute noch sehr geholfen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Ava Reed für das tolle Interview. Eine super sympathische Person. Wir haben leider kein Foto gemacht, aber das holen wir hoffentlich auf der Buchmesse nach. Ich danke auch dem YoungCircle, dass ich Ava Reed vor der Lesung treffen durfte & die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden.
Info
Ava Reed ist mit ihrem Buch «Die Stille meiner Worte» für den Bookstar 2019 nominiert. Wenn ihr das Buch also gelesen habt, bewertet es doch auf bookstar.ch & entscheidet so mit, welches Buch gewinnt. Zudem könnt ihr damit eine ganz liebe Autorin unterstützen.
Nun würde ich mich über Feedback zu dem Interview mit Ava Reed freuen. Wie hat es euch gefallen? Kennt ihr die Bücher von Ava Reed oder habe ich eure Neugierde das Interview geweckt? Wart ihr schon mal auf einer Lesung?
Rezension – Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen.
Hey
Ein toller Beitrag. Ich finde es gut, dass du das eine Gesagte kursiv und das andere normal geschrieben hast. Alles war übersichtlich. Schön, dass du ein paar aussagekräftige Zitate nochmals hervorgehoben hast.
Ich war glaub sogar auf derselben Lesung wie du. Ava kam total sympathisch rüber, sodass ich nach der Lesung auch zwei weitere Bücher von ihr gelesen habe. Meiner Meinung nach ist es nochmals etwas anderes, wenn man den/die AutorIn einmal getroffen hat und danach die Bücher liest.
LG
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