Darf ich als Mann Frauenromane lesen? | Sonntagsgedanken #48

Darf ein Mann Frauenromane lesen? Darf ein Jugendlicher Erwachsenenbücher lesen? Gibt es überhaupt Regeln wer was lesen darf? NEIN! Denn wen geht es bitte was an, welche Bücher ich lese? Niemanden… Darum geht es in diesem Beitrag. Also viel Spass beim Lesen.

Zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich diesen Beitrag gefühlt schon seit Jahren schreiben wollte. Seit ich Liebesromane, Erwachsenenromane und Frauenromane lese, werde ich von Leuten gefragt «Warum liest du so etwas?» oder «Das gefällt dir?». Ich weiss, dass es niemand in irgendeiner Weise böse meint. Darum geht es mir auch nicht, aber diese Fragen zeigen mir auf, dass gewisse Genres auch gewissen Geschlechtern oder Altersgruppen zugeschrieben werden. Was aus Buchhandelssicht und auch aus Verlagssicht absolut logisch ist, denn irgendwie muss man ja eine Zielgruppe festlegen.

Was ich aber gar nicht haben kann, ist dieses ganz eindeutige Ausschliessen vom anderen Geschlecht oder einer anderen (Alters-)Gruppe. Das fängt an bei der Verlagsmail für die Rezensionsexemplare. Wenn da fett steht «Liebe Bloggerinnen» fühle ich mich schon das erste Mal ausgeschlossen. Dann geht es weiter mit Aussagen wie «Der neue Frauenroman von XY». Ich mein dieses Genre «Frauenromane»? Warum heisst das überhaupt so? Weil es von Frauen handelt? Oder weil es sich an Frauen richtet? Kann es nicht einfach ein Roman sein?
Auch was Schönes, was ich erlebt habe, ist als ich mich für ein Rezensionsexemplar für einen Liebesroman beworben habe. Da habe ich ausversehen den gesamten Mailverkehr unter den Bloggerbetreuerinnen zugesendet bekommen und die schrieben Dinge wie «Ah sogar ein Mann interessiert sich für sowas». Ich habe mich nicht daran gestört, aber es beschäftigt mich trotzdem. Warum darf ein Mann nicht auch Liebesromane lesen? Schliesslich wundere ich mich auch nicht, wenn eine Frau Highfantasy oder Thriller liest. Schliesslich sollte jede und jeder selber entscheiden, was sie/ihn unterhält.

Gleich sieht es übrigens auch mit Autorinnen oder Autoren aus, die in Nachwörtern oder Danksagungen nur dem einten Geschlecht fürs Lesen bedanken. Klar wird das rosafarbene Buch mit der 35 jährigen Protagonistin und ihren Traummann-Problemen höchstwahrscheinlich hauptsächlich von Frauen gelesen, aber in einer Danksagung sollte man trotzdem nicht schreiben «und ich danke allen meinen Leserinnen». Haben die männlichen Leser keinen Wert?

Wenn mich Leute also Fragen, weshalb ich so etwas lese, gebe ich eine ehrliche Antwort. Ich mag es schlicht und einfach zwischendurch kitschige, humorvolle Romane zu lesen. Ich schäme mich dafür nicht. Denn ich lese das, was ich mag und wenn es die Leute stört, ist das ihr Problem. Und kein Genre sollte irgendeine Gruppe Menschen ausschliessen.


Wie steht ihr zu dem Thema? Schreibt mir eure Meinungen und Erfahrungen gerne in die Kommentare. Ich freue mich über eine spannende Diskussion.

9 Kommentare zu „Darf ich als Mann Frauenromane lesen? | Sonntagsgedanken #48“

  1. Lieber Josia

    Ich stimme dir absolut zu, jeder sollte das Lesen dürfen, was er will. Es sollte da auch niemand darüber urteilen, denn es geht diese Person einfach nichts an. Ich finde es super, dass du das tust, was dir gefällt.

    Ich finde jedoch auch, dass „liebe Bloggerinnen“ oder „danke liebe Leserinnen“ auf keinen Fall schlecht sind. Das ist das Problem an der Genderisierung. Man muss aufpassen, damit man niemanden auf die Füsse tritt. Allerdings würde ein „liebe Blogger“ auch eher Frauen ausschliessen, nur ist es in unserer Gesellschaft so üblich, was sich definitiv ändern soll. Daher finde ich eine allgemeine weibliche Formulierung auch gar nicht so schlimm. Natürlich ist es aber auch nicht die beste Lösung. Am Besten wäre in diesem Fall eher sowas wie „liebe Bloggerinnen und Blogger“ oder „BloggerInnen“. Auf jeden Fall sollte man da wirklich aufpassen, da stimme ich dir vollkommen zu! Ich denke, das ist ein Thema, dass man definitiv öfter diskutieren sollte.

    (Vielleicht erinnerst du dich ja an mich von Insta^^(tigerslesebar))
    Ich wünsche dir einen schönen Abend.

  2. Lieber Josia,
    Du hast absolut Recht: jeder sollte alles lesen dürfen, so lange es ihm/ ihr Spaß macht! Ich finde es cool, dass Du so unterschiedliche Sachen liest. Und @Daniel wegen der „Freche Mädchen“-Bücher: Mein Cousin hat in der Grundschule Sticker von Diddl-Mäusen gesammelt und getauscht. Die Jungs fanden es komisch, die Mädchen fanden es super. Ihm war es egal. Zum Glück. Liebe Grüße, Mirai

    1. Liebe Mirai,

      ich finde es toll, dass sich Dein Cousin so verhalten hat. Solche Phasen sind völlig normal und man kann dazu stehen. Ich kannte diese Diddl-Mäuse bisher nicht, aber wer hat festgelegt, dass es mehr was für Mädchen ist? Das kommt nur vom Aussehen. Während bei den „Freche Mädchen“-Büchern durch den Titel und das Cover die Zielgruppe klar definiert sein soll. Und die Erzählperson ist immer ein Mädchen. Gerade das hat mich damals als Junge neugierig gemacht. Eine Mitschülerin aus meiner Grundschulzeit hat sich mal das Buch „Das Leben ist voll hart (Für Mädchen verboten)“ von Erhard Dietl ausgeliehen, weil sie dieser Zusatz im Titel besonders neugierig darauf gemacht hat.

      Liebe Grüße

      Daniel

  3. Anetts Bücherwelt

    Oh, noch so ein toller Beitrag! Mir gefällt es bei dir 🙂
    Es sollte wirklich jeder lesen, was er gern mag, sich dafür rechtfertigen zu müssen allein finde ich schon schlimm.
    Liegt aber wohl auch daran, dass so sehr nach Frauenroman und bereits in der Kindheit mit Jungs- und Mädchenbücher alles so strikt getrennt wird. Tztztz….das ist es, wo schon angesetzt werden muss, um grundsätzlich was zu ändern.

    Liebe Grüße Anett.
    #litnetzwerk

  4. Da hast du so Recht!
    Besonders sind „Frauenbücher“ allgemein negativ konnotiert, das seien ja Bücher ohne besonderes Mehrwert und nur leichte Lektüre. Wie mich sowas nervt. Warum sollten Bücher in Geschlechter, in Männer und Frauen Bücher eingeteilt werden? Wieso sollte ein Mann keinen Liebesroman lesen dürfen und eine Frau keinen Sciene-Fiction Roman? Muss ich nicht verstehen.

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  7. Lieber Josia,
    ich stimme dir da voll und ganz zu. Jeder sollte das lesen, worauf er/sie Lust hat. Du hast absolut recht, wenn du sagst, dass es auch normal ist, dass Frauen High Fantasy und Krimis lesen. Ich habe mir da ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken gemacht, wie man sich als Mann fühlt, wenn man bei »Frauenromanen« ausgeschlossen wird bzw. nicht in die vorgesehene Zielgruppe passt. Danke für deinen Beitrag und alles Liebe
    Janika

  8. Hallo Josia,

    da hast du vollkommen recht. Grundsätzlich sollte man immer das lesen, was man will. Die Genrebezeichnung „Frauenromane“ wurde wahrscheinlich nur gewählt um die Zielgruppe zu definieren, weil diese Bücher von mehr Frauen als Männern gelesen wurden. Wegen der Bezeichnung trauen sich bestimmt nur wenige Männer an diese Romane ran, obwohl sie auch für Männer unterhaltsam sind, wie du sagst. Das ist schade!

    Als Drittklässler habe ich mal eine Zeit lang „Freche Mädchen!“-Bücher gelesen, weil ich sie auch unterhaltsam fand. Meine Mitschüler*innen haben sich gewundert – allein schon darüber, dass ich überhaupt lese!

    Mirais Instagram-Storys zu den geschlechtergetrennten Büchertischen (die zum Glück zu einem Kinderbücher-Tisch geändert wurden) hast du ja auch mitgekriegt. Ich finde es schlimm, wenn Bücher schon von Buchhandlungen oder Büchereien als Jungs- oder Mädchenbücher eingestuft werden. Im Kindesalter sollte man doch lernen, dass Bücher für alle Geschlechter da sind!

    Liebe Grüße

    Daniel

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