Film Kritik Beyto - Josia Jourdan

Beyto / Filmkritik

Ich komme aus dem Kino und bin dankbar. Dankbar für einen Film, der so wichtig ist und denn ich euch gerne vorstellen möchte. Beyto läuft seit heute in allen Schweizer Kinos und erzählt die Geschichte eines schwulen Türken und in meiner Kritik möchte ich berichten, wie mir der Film gefallen hat. Ich habe den Film wie immer in meinem geliebten Kultkino in Basel geschaut und kann euch nur bieten eure lokalen Kinos zu unterstützen und den Film ebenfalls schauen zu gehen. Es lohnt sich!

Beyto ist Türke, wächst, seit er sechs Jahre alt ist in der Schweiz auf, ist erfolgreich in seiner Arbeit als Informatiker und in seinem Schwimmteam, hat Freunde, sieht gut aus und ist auch sonst der ganze Stolz seiner Eltern. Alles könnte perfekt sein, aber Beyto liebt einen Mann. Er verliebt sich in Mike und möchte ein Leben mit ihm verbringen. Für seine Eltern geht das nicht und sie wollen nichts davon wissen, dass ihr Sohn schwul ist und engagieren kurzerhand eine Ehe mit einer Kindheitsfreundin in ihrem Heimatsdorf in der Türkei. Beyto wird getäuscht, in die Türkei geschleift, Pass weggenommen, keine Chance zu entkommen. Er soll Seher heiraten und so glücklich werden. Aber das ist nicht, was er will. Das ist nicht, wer er ist.

Beyto Film Kritik

Die Schweiz hat bereits mit Platzspitzbaby einen Kinohit hingelegt und bewiesen, dass Schweizer Kino auch tiefgründige Filme mit wichtiger Thematik machen kann. „Beyto“ ist nun ein weiterer Schritt in diese Richtung und ich könnte nicht dankbarer für diesen Film sein. Burak Ates in der Hauptrolle legt eine grossartige Leistung hin, spielt seine Figur überzeugend und die Emotionen wirken täuschend echt. Ebenfalls sehr stark ist die Leistung von Ecem Aydin, die Seher spielt und diesem jungen Mädchen aus der Türkei eine Stimme gibt.

Der Film startet seicht und die ersten Dialoge wirken holprig, das Schauspiel angestrengt. Der Film braucht einen Moment, bis er einen überzeugen kann. Aber trotz der teilweise sehr künstlichen Dialoge auf Schweizerdeutsch und einer Liebesgeschichte, die fast so schnell voranschreitet, dass ich als Zuschauer mühe hatte, zu verstehen, was alles passiert ist, gewinnt der Film nach einiger Zeit an extremer Tiefe. Die Szenen in der Türkei haben mir fast das Herz gebrochen, jede Emotion wirkt so echt, so verzweifelt und der Schmerz ist bis im Kinosessel zu spüren gewesen. „Beyto“ ist ein Film, der knallhart ist. Es geht nicht darum eine falsche Realität zu kreieren, der Film zeigt, wie Religionen, Kulturen und Traditionen auch heute noch junge (und sicherlich auch alte) Menschen einschränken sich selbst zu sein. Aussage wie „Die Familie ist wichtiger als die Liebe“ machen das klar und auch wenn es hierbei um eine türkische Familie geht, lässt sich das auch auf andere Religionen übertragen, denn auch in christlichen Gruppierungen wird Homosexualität noch als Sünde und etwas falsches angesehen. Solange das noch der Fall ist, braucht es genau solche Filme. Filme, die aufzeigen, wie jede einzelne Person darunter leidet. Denn nicht nur für Beyto ist die Situation unfassbar schwierig, auch Seher und Mike leiden darunter und letzten Endes auch die Eltern. Denn auch wenn sie schreckliche Fehler machen und ihrem Sohn ein Leben aufzwingen wollen, dass er nicht will, sind sie genauso im Zwiespalt mit ihrem Glauben, ihrer Tradition, und der Liebe zu ihrem Sohn.

Beyto Film Kritik / Josia Jourdan
Beyto Film Kritik

„Beyto“ ist ein unfassbar wichtiger Film, welcher durch seine grossartigen SchauspielerInnen getragen wird und der Repräsentation schafft für Menschen, die sonst in Kinofilmen und insbesondere in Schweizer Filmen bisher keine Stimme gefunden haben. Der Film kämpft zwischenzeitlich mit ein paar holprigen Dialogen und Temposchwierigkeiten, am Ende bin ich jedoch erschöpft und dankbar im Kino gesessen. Erschöpft von all den Emotionen, die ich empfunden habe und dankbar dafür, dass ein Schweizer Film über einen Schwulen Türken gedreht wurde und in den Kinos gezeigt wird.

Aber macht euch am besten ein eigenes Bild und schaut den Film. Ich kann es euch wirklich empfehlen.


Die Kinos dürfen trotz Corona offenbleiben und mit Maske und genügend Abstand besteht ein geringes Risiko. Es ist wichtig, dass wir unsere lokalen Kinos unterstützen und Produktionen, die jetzt erscheinen. Dieser Film ist wichtig, lassen wir ihn nicht im Corona Wahnsinn untergehen.

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